Vom feinen Sandkorn bis zum groben Schotter
Wilhelm Bohnert GmbH & Co. KG
Bodenständig in des Wortes bester Bedeutung: Das ist die Firma Wilhelm Bohnert. Holz und Stein, diese ureigenen Schätze aus dem Schwarzwald, bilden seit der Gründung das Fundament des mittelständischen Unternehmens. All die Verantwortlichen haben die regionale Verwurzelung stets genauso geschätzt wie die unternehmerische Weitsicht, angefangen mit dem Firmengründer, dem es bestimmt gut gefallen würde, wie das Unternehmen heute aufgestellt ist. Wilhelm Bohnert hat vor nunmehr fast einem Jahrhundert in Ottenhöfen ein Porphyr-Schotterwerk gegründet. Das war 1926 ein mutiger Schritt. Der Erfolg gab ihm recht. Die Jahresproduktion auf dem Firmengelände im "Edelfrauengrab" betrug gleich 100.000 Tonnen Schüttgut.
Wo bald in der Region eine Straße gebaut und Schotter und Splitt benötigt wurden, war häufig die Firma Bohnert gefragt. Im eigenen Steinbruch wird seither Gestein abgebaut, ins Werk transportiert, gebrochen, abgesiebt und dorthin gefahren, wo es gebraucht wird. Das war häufig auch auf der nahen Autobahn der Fall. Sebastian Striebel weiß: Sein Familienunternehmen war bereits beim Bau der A 5 in den 50er-Jahren im Einsatz. Als vor einigen Jahren die Autobahn zwischen Offenburg und Malsch auf drei Streifen pro Fahrtrichtung ausgebaut wurde, bekam die Firma Wilhelm Bohnert erneut den Zuschlag. „Das war eines unserer größten Projekte", weiß Striebel, "ein Leuchtturmprojekt." Immerhin transportierten rund vier Jahre lang Lkw um Lkw Material aus Ottenhöfen zur 46,5 Kilometer langen Ausbaustrecke der Fernverkehrsstraße - 250.000 Tonnen. In Sachen Betonautobahnbahn sind wir besonders spezialisiert."
Doch nicht nur der Straßenbau zählt zu den Standbeinen der Firma Wilhelm Bohnert: "Wir produzieren in unserem Steinbruch auch alle Baustoffe, die im Gleisbau eingesetzt werden." Gleisschotter für die Deutsche Bahn AG wie auch für viele Privatbahnen, SWEG, Karlsruher Verkehrsbetriebe oder Stuttgarter Straßenbahnen. In Stuttgart waren Lastwagen aus Ottenhöfen auch schon mehrfach an einer Großbaustelle im Einsatz: auf dem Flugplatz, beim Bau von Start- und Landebahnen.
Für den Straßen- und Eisenbahnbau werden dabei Frostschutz-, Planumsschutz- und Schottertragschichten produziert, deren Qualität vom eigenen Baustofflabor kontrolliert und amtlicherseits überprüft wird. Da gibt es jede Menge zu tun, schließlich werden Jahr für Jahr 400.000 Tonnen produziert. Vom feinkörnigen Sand mit kaum einem Millimeter Durchmesser bis zum Gleisschotter bis zu sechs Zentimetern. Auch Baufirmen sind dankbare Abnehmer. "Bei den größten Kunden haben wir Rahmenverträge über mehrere Jahre", sagt Sebastian Striebel, "alles andere wird projektbezogen ausgeschrieben." Striebel ist ein ausgewiesener Fachmann: Er hat an der Hochschule Offenburg, Standort Gengenbach, sein Diplom in Wirtschaftsingenieurwesen erworben. Im Jahr 2007 ist er in das Familienunternehmen eingestiegen, seit 2012 ist er geschäftsführender Gesellschafter.
Dass Rohstoffabbau bisweilen kritisch betrachtet wird, weiß er, "doch Abbau und Umweltschutz lassen sich bei uns gut vereinbaren: Wir haben im Steinbruch seltene Vogelarten, die dort nisten, etwa Uhu oder Felsenschwalbe. Tierarten mitunter, die gar nicht mehr da waren." Der Steinbruch besteht auf einer Fläche von 25 Hektar aus acht Abbausohlen, wobei nicht alle in Betrieb sind. Manche hat sich die Natur schon zurückgeholt.
Der Baustoff Holz bildet das zweite Standbein des Unternehmens. Zeitgleich mit dem Aufbau des Schotterwerks errichtete Wilhelm Bohnert 1926 in der Ortsmitte von Ottenhöfen ein Sägewerk. Im Jahr 2005 wurde das Werk in ein Holzverarbeitungsunternehmen umstrukturiert. "Wir produzieren heute Verpackungen für die Industrie." Paletten, Kisten, Verschläge, Gestelle. 2023 will das Unternehmen rund 15.000 Kubikmeter Holz verarbeiten. Das ergibt dann mehr als 100.000 Verpackungen verschiedenster Größen. Manche werden, hochmodern, anhand von 3-D-Modellen hergestellt. Zu den Kunden zählen auch Weltfirmen wie Daimler. Eng wird mit regionalen Sägewerken zusammengearbeitet.
Sebastian Striebel weiß um die hohe Qualität des Standorts Ortenau. Er habe nach dem Studium mal einige Jahre in Nordbaden gelebt: "Seither weiß ich, wie schön es bei uns ist? Das sei bestimmt auch den mehr als 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bewusst, Bürofachkräften wie Mechanikern, Baggerfahrern wie Holzfachleuten: "Viele sind seit Jahrzehnten bei uns."
Aus dem Buch "Der Ortenaukreis - Im Herzen Europas" - neomediaVerlag GmbH